Reiseberichte

Oktober 2022

Kanchha ist unser treuer Porter (Träger) auf unseren Trekkings in Langtang-Helambu und im Solukhumbu.

Er ist sehr schüchtern und wundert sich, wenn ich ihn jeden Morgen freundlich begrüsse. Schnell wendet er sich jeweils wieder ab. Er ist doch nur Arbeiter und nicht der Chef. Am 4. Tag bemerke ich, wie er geduldig auf mich wartet, damit ich ihn begrüsse. Ein wenig Wertschätzung ist wohl das kleinste Geschenk für einen hart arbeitenden Familienvater oder nicht?

Manchmal beschämt es mich, wenn Touristen diese Porter herumscheuchen wie wilde Tiere, echt respektlos. Zudem packen diese Abenteurer einen halben Hausstand mit sich nach Nepal – sie wollen ja auf jede Situation vorbereitet sein und müssen es ja nicht selbst herumschleppen…

Kanchha arbeitet seit Jahren als Porter bei Amis Himalaya Adventure, einer Trekkingfirma, welche dem Gründer der NGO Nepal Children Organisation Kanchha Nurbu Sherpa gehört.

Nach den grossen Erdbeben 2017 versuchte Kanchha Nurbu seinen Porter zu überzeugen, ein kleines Haus für seine Familie zu bauen. Aber Kanchha wehrte ab: sein kleiner Unterstand aus Wellblech und Kunststoffblachen sei doch viel heimeliger mit der kleinen Feuerstelle.

Kanchha Nurbu konnte da nicht einfach zuschauen und nahm zwei seiner drei Kinder ins Schulprogramm von Nepal Children Organisation auf. So hoffte er, der Familie ein wenig Sicherheit geben zu können.

Bei meinem Besuch 2022 sehe ich die Familie wieder. Wie gross ist die Freude, den schüchternen Jungen von Kanchha zu begrüssen. Er bringt frische Milch für «Didi», die grosse Schwester. Der junge redet kein Wort. Ich erfahre aber, dass die Familie nun in einem neuen Haus etwas oberhalb des Dorfes wohnt. Ach, wie ich mich freue!

Kanchha Nurbu erzählt mir noch von einem Gespräch mit seinem Porter in den letzten Tagen:
Um Geld zu sparen, isst Kanchha jeweils nur eine einzige Mahlzeit pro Tag. Kanchha Nurbu sagt ihm, dass dies nicht gesund sei. Er könne doch nicht 25kg oder 30 kg die Berge rauf und runter tragen ohne zu essen. Nun warten wir ab. Es wäre diesem starken Porter und seiner Familie zu gönnen, dass sie das Leben doch ein wenig geniessen könnten.

Noch eine Episode:
Bei einem Trekking zum Annapurna Base Camp kamen wir an einer heissen Quelle vorbei. Schon im Vornherein sollte sich Kanchha (oder war es sein Bruder Dachhiri?) – eine Badehose besorgen. Wie haben wir gelacht, als er ganz still in einer Ecke des Pools sass. Er hatte eine Badehose an, ja, aber diese war ein klein wenig zu gross, XXXL. So schlüpfte er mit beiden Beinen durch ein einziges Hosenbein und musste den Bund um seine Taille wickeln. Dies war sein erstes Bad und das erste Mal warmes Wasser zum Waschen. Christian Niederwieser hat ihm später zum Abschied eine nigelnagelneue Badehose geschenkt und Kanchha (oder eben Dachhiri) war nun überglücklich!

Danke für Ihr Engagement

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